Thomas Placzek

Nachts ist es kälter als draußen
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Die Tunnel des Vietcong

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Im Lauf unserer Geburtstagsreise haben wir in Vietnam die Tunnel des Vietcong besucht. Die reinen Fakten haben Andere besser zusammengestellt, als ich es hier kann. Nichtsdestotrotz ein paar Eindrücke von dem Besuch. Die Bootsreise dauert von Saigon gut 1 1/2 Stunden, den Saigon River entlang. Das allein ist schon ein Erlebnis, und man sollte es geniessen, denn dann folgt harte Kost, sowohl in klimatischer als auch inhaltlicher Hinsicht. Als erstes bekommt man ein Propagandavideo aus den Siebzigern vorgesetzt, in Deutsch (in unserem Fall). Die Qualität der Filme erinnert an Material aus dem ersten Weltkrieg (oder besser noch an Bilder einer Ultraschalluntersuchung), der Text wurde offensichtlich in der DDR entworfen und von einer Sprecherin vorgelesen, deren Muttersprache nicht Deutsch war. Das ist eigentlich schade, denn durch die unübersehbare Propaganda gewinnt der Film schon fast etwas Lächerliches. Schwierig, das dem Touristenführer begreiflich zu machen, ohne die traurige Vergangenheit seiner Vorfahren und den Horror des Krieges herunter zu spielen. Zur Entlastung der Touristenattraktion muss man sagen, dass der Rest der Führung wesentlich neutraler vonstatten geht und man einige perfide Fallen, aus einfachsten Mitteln, aber mit sehr viel Erfindungsgeist hergestellt, gezeigt bekommt. Man darf gegen Ende der Tour gegen eine Bezahlung per Patrone mit historischen Gewehren auf dem Schießstand feuern und kurz danach eine Art Süßkartoffel probieren, die in zerstossene gesalzene Erdnüsse gestippt, gar nicht mal so schlecht schmeckt, und von der sich die Partisanen tagelang ernähren mussten. Ehe es dann zum sehr liebevoll bereiteten Mittagssnack geht, fasst der Führer in seinem stockenden Englisch noch einmal den Krieg und dessen Bedeutung für sein Land zusammen und schliesst mit den Worten, dass niemand mehr in Vietnam noch einmal Krieg haben möchte. In seiner Schlichtheit eine ergreifende Aussage.