Thomas Placzek

Nachts ist es kälter als draußen
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Nur ein trauriger Gedankengang von meinem Sohn

Wie gerne denke ich an das Jahr 2006 zurück. Das war das Jahr in dem Deutschland die WM ausrichtete. Die ganze Welt schaute auf uns und rieb sich verwundert die Augen. Waren das dort wirklich die Deutschen? Und am meisten war ich selbst überrascht. Von Deutschland. Von seinen Bürgern.

Erinnern wir uns an das Jahr 2006 und die weltoffene, fröhliche Stimmung der WM. Selbst jemand wie ich, von Natur aus eher skeptisch ob das geschehene Unrecht der jüngeren Geschichte jemals verziehen werden kann, war geneigt in diesem Jahr ein Volk zu sehen, dass sich endgültig von dem braunen Mief des vergangenen Jahrhunderts befreit hat. Nie hätte ich zu glauben gewagt was ich jetzt sage, respektive schreibe. Das erste Mal war ich Stolz auf mein Land. Ja, ohne jegliche nationalistische Gesinnung im Hinterkopf zu fürchten konnte ich sagen, ich war stolz Deutscher zu sein. Stolz darauf, welche Nachricht mein Land, meine Landsleute mit Deutschland-Fahnen, Blumenketten in Schwarz-Rot-Gold, T-Shirts und allerlei Kommerz ins Ausland zu verbreiten in der Lage war. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut wenn ich daran danke. Die Gedanken an die jüngere Geschichte Deutschlands waren nicht mehr schwarz-weiss wie in Geschichtsbüchern. Sie sind plötzlich bunt.

Und dann kam Tröglitz. Und dann Freital. Dann Haidenau. Und weitere folgten. Die Ereignisse sind mehr als verstörend. Der braune Mief zieht wieder über das Land, bin ich geneigt zu denken. Die Bilder werden wieder schwarz-weiss. Und ich werde traurig und kann nicht mehr stolz sein. Es macht mich wütend und unruhig zu gleich.

Wie kann es sein, dass wir uns in unserem Wohlstand suhlen und denjenigen, die Hilfe benötigen ins Gesicht lachen? Pegida, Mügida und wie sie alle heissen waren schon schwer verdauliche Initiativen. Aber das ist das eine. Häuser anzuzünden um zu verhindern, dass dort Menschen in Not einziehen, sich vor Flüchtlingsheimen zu versammeln um Hilfesuchenden Angst zu machen und sich dabei als besorgter Deutscher darzustellen ist mir so etwas von unverständlich, dass da wieder der Gedankengang ist, den ich zu vergessen gehofft hatte: Ich schäme mich Deutscher zu sein. Armes Deutschland. Das hast Du nicht verdient. Die skandierenden Idioten, die Brandstiftung, Hass und unbändigen Egoismus zu verantworten haben, zerstören alles, was Du mit der Mehrzahl Deiner Einwohner, spätestens seit der WM 2006, versucht hast wieder aufzubauen.

Deswegen hier mein Dank an jeden einzelnen Menschen in Deutschland, der sich offen gegen die Fremdenfeindlichkeit stellt. Im Moment bist Du mein Held! Oder um einen bekannten Werbesatz zu bemühen: nicht die Verbreiter des braunen Miefs zum Glück, sondern “Du bist Deutschland“! Danke.